Was ist ein Naturgarten?
Ein naturnaher Garten ist Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen. Insekten, Vögel und kleine Säugetiere finden im Naturgarten Schutz, Nahrung und die Möglichkeit, sich fortzupflanzen.
Um einen Naturgarten zu gestalten, muss Dein Garten nicht groß sein. Schon auf einem Quadratmeter kannst Du etwas für die Artenvielfalt tun. Ganz egal wie groß oder klein die Fläche ist, sie leistet einen wichtigen Beitrag zum Überleben der Tiere und Pflanzen.
Das macht einen Naturgarten aus:
- Das wichtigste Merkmal ist die Verwendung verschiedener heimischer Wildpflanzen, auf die viele Tierarten angewiesen sind. Durch die richtige Bepflanzung im Garten bietest Du den Tieren Nahrung und Unterschlupf und leistest so einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz. Zahlreiche Schmetterlings- und Wildbienenarten sind vom Aussterben bedroht.
- Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, Gift und Torf haben hier nichts verloren. Gut für die Natur, gut für Dich. Denn so kannst Du selbst angebautes Obst und Gemüse direkt von der Pflanze essen.
- Nützlinge wie Marienkäfer und Schlupfwespen halten Schädlinge im Zaum und helfen Dir, Deine Ernte zu sichern.
- Bei der Gestaltung in Deinem Naturgarten, beispielsweise von Wegen, stehen natürliche und regional vorkommende Materialien wie Holz, Steine oder Kies im Vordergrund. Dabei gilt: weniger ist mehr.
Du hast keinen Garten, aber einen Balkon? Auch hier kannst Du natürliche Lebensräume erschaffen und die Biodiversität fördern.
Was versteht man eigentlich unter Biodiversität?
Klingt komplizierter, als es tatsächlich ist. Biodiversität bezieht sich auf die Menge verschiedener Pflanzen und Tiere innerhalb eines bestimmten Gebiets. Und die Variation darin, also die Vielfalt, ist wichtig für das Gleichgewicht in der Natur. Biodiversität sorgt unter anderem für sauberes Wasser und fruchtbaren Boden. Natürliche Ressourcen, die wiederum der Landwirtschaft dienen, aus der Nahrung und Rohstoffe gewonnen werden können.
Es beginnt mit einem gesunden Boden
Wusstest Du, dass eine Handvoll Erde mehr Lebewesen enthält, als es Menschen auf der Erde gibt? Sie können viel für Dich tun, wenn Du ihnen die richtigen Lebensbedingungen gibst. Es gibt zwei Arten von Bodenorganismen:
- Bodenflora (Bakterien, Pilze, Algen)
- Bodenfauna (Regenwürmer, Spulwürmer, Milben usw.).
Bodenorganismen sind für den Abbau und die Umwandlung abgestorbener organischer Substanz (Blätter, Wurzeln etc.) zuständig. Diese wandeln sie in nahrhaften Humus um, dessen Nährstoffe Pflanzen und anderen Mikroorganismen zur Verfügung stehen. Außerdem lockern sie den Boden auf und vermischen alles miteinander. Das sorgt für eine gute Bodenbelüftung und verbessert die Bodenstruktur. Regentropfen können den luftigen Boden leichter durchdringen und der Boden behält die Feuchtigkeit länger.
Organismen machen Deinen Boden fruchtbar und widerstandsfähig.
So machst Du die Organismen in Deinem Gartenboden glücklich:
- Vermeide jegliche Art von Gift. Chemikalien machen den Boden und das Leben darin am Ende nur schwächer. Wende lieber zwei bis dreimal im Jahr organische Düngemittel an. Sie enthalten die richtigen Nährstoffe für ein gesundes Bodenleben.
- Regelmäßiges Mulchen nährt nicht nur den Boden, sondern schützt auch vor Witterungseinflüssen und Unkraut. Du kannst mit Herbstlaub, Stroh, Heu, Holzspänen, Kakaoschalen (gut, um Schnecken und Katzen aus Deinem Garten fernzuhalten), Rinde, Kies oder sogar Pappchips mulchen!
- Du willst Deinen eigenen organischen Dünger herstellen? Behandle Deinen Boden jedes Jahr mit einer Ladung Kompost. Damit machst du vielen Lebewesen im Garten große Freude.
- Leitungswasser enthält oft viel Kalk. Dadurch kann der pH-Wert (Säuregrad) des Bodens zu hoch werden. Du kannst dem entgegenwirken, indem Du Deinen Garten mit Regenwasser gießt.
Für einen gesunden Boden
Pflanzen im Naturgarten
Variation, Variation, Variation: Je mehr Abwechslung, desto attraktiver wird Dein Garten für alle Tiere und Organismen.
Setze auf eine große Pflanzenvielfalt und pflanze möglichst viele heimische, insektenfreundliche Arten. Tropische Pflanzen sind schön, aber sie würden bei uns in freier Wildbahn nicht vorkommen. Deshalb sind diese Pflanzen für unsere Insekten meist nicht nützlich.
Wenn Du Deinen Garten gliedern möchtest, nutze Beete mit hohen Stauden, Totholzhecken und Trockenmauern.
Gut geeignet sind beispielsweise auch Hundsrose (Rosa canina), Faulbaum (Rhamnus frangula), Schlehe (Prunus spinosa) und der Weißdorn (Crataegus monogyna).
Schön bunt!
Wie wäre es mit einer Blumenwiese? Sie macht sich hübsch in der Gartengestaltung, Du sparst Dir damit das mühsame Rasenmähen und tust gleichzeitig viel für die Biodiversität in Deinem Garten.
Unkraut bekämpfen
Du wünscht Dir einen naturnahen Garten? Dann gehört Unkraut einfach dazu. Denn Unkraut ist nicht nur lästig, es kann auch hilfreich sein. Zudem sind bestimmte Unkräuter heimische Pflanzenarten und gehören zum Ökosystem. Wenn das Unkraut zu dominant wird, bekämpfe es am besten per Hand. Alternativ sind ein Unkrautbrenner oder eine Unkrautbürste eine umweltfreundliche Alternative, um Unkraut zum Beispiel zwischen Pflastersteinen zu entfernen. Auch ein Bodendecker, zum Beispiel in Form von Baumrinde oder Kakaoschalen sorgt dafür, dass Unkraut im Zaum gehalten wird.
Unkrautbekämpfung ohne Chemie
Big Bags recyceln
Was sind Big Bags? Wenn Du beispielsweise eine größere Menge Gartenerde kaufst, wird diese in einer großen Tüte geliefert. Bigbags sind große Säcke aus gewebtem Polypropylen. Die Größe variiert zwischen 1000 und 1300 Litern. Das spart viele Einzelverpackungen.
Wegwerfen? Auf keinen Fall!
Gerade weil das Material eines Big Bags nicht biologisch abbaubar ist, kannst Du ihn für die Lagerung von biologisch abbaubarem Material verwenden. Du kannst darin selbst Kompost herstellen und als Dünger für Deine Pflanzen verwenden! Achtung, der Big Bag ist unten geschlossen. Deshalb solltest Du der Natur ein wenig helfen, indem Du etwas Erde mit Regenwürmern in den Big Bag gibst, bevor Du mit der Kompostierung beginnst.
Natürlich kannst Du den Big Bag auch als zusätzlichen Grünabfallbehälter oder Pflanzsack verwenden.
Tiere im Naturgarten
Tiere wie Insekten, Vögel und manche Kleinsäuger suchen sich ihren Lebensraum genau aus – wie wir Menschen. Sie brauchen genügend Nahrung, Schutz vor Wind und Wetter sowie geeignete Plätze, um sich fortzupflanzen.
Ohne Insekten, vorwiegend Bienen und Hummeln, werden Obstbäume und einige Gemüsearten schlecht oder gar nicht bestäubt. Deine Ernte fällt dann (geringer) aus.
Viele Tierarten sind gefährdet oder bereits ausgestorben, weil es nicht mehr genug Nahrung in Form von einheimischen Wildpflanzen in unseren Gärten gibt. Mit einem naturnahen Garten oder Balkon förderst Du die biologische Vielfalt.
Lass einfach mal die Natur machen. Du kannst zusehen, wie alles gedeiht und Tiere in Deinem Garten einziehen. Bestimme zum Beispiel eine Ecke, wo Du alles stehen und liegen lässt oder mähe nur einen Teil Deines Rasens, den Du regelmäßig betrittst.
So machst Du Deinen Garten zum Paradies für Schmetterlinge, Wildbienen, Igel & Co:
- Wenn Du das Laub in Deinem Garten nicht liegen lassen willst, deponiere es einfach in einer Hecke. Dort bietet es Unterschlupf für beispielsweise Igel, Würmer und Insekten und wird zu nährstoffreichem Humus zersetzt.
- Du hast Glück und es brüten Vögel in Deinem Garten? Achte darauf, Sträucher und Hecken nur außerhalb der Brutzeit zu schneiden.
- Wenn Du tierfreundlich mähen willst, bietet sich eine Sense an oder bestenfalls ein Fadenmäher. So bleiben Insekten und andere Tiere am Leben. Lass am besten Rückzugsstreifen für Insekten stehen und das abgemähte Gras einen Tag liegen, damit sich die Insekten rechtzeitig in Sicherheit bringen können, bevor Du alles wegräumst. Es hilft auch, wenn Du nicht alles auf einmal mähst. So finden Insekten länger Nahrung.
- Totholz, Steinhaufen und Mauern bieten wertvollen Lebensraum für viele Tierarten.
- An heißen Sommertagen kannst Du Vögeln auf die Sprünge helfen, indem Du ein Vogelbad aufstellst. Am besten an einem Ort, der für die Nachbarskatze nicht erreichbar ist.
- Verblühte oder abgestorbene Pflanzen behalten oft einen Teil ihrer Samen. Wenn Du sie im Winter stehen lässt, hilfst Du Vögeln und Nagetieren durch die kalte Jahreszeit.
Du liebst es, wenn Vögel in Deinem Garten in allen Tonlagen zwitschern? In einem naturnahen Garten sind Dir vielstimmige Konzerte sicher. Wenn Du heimische Blumen, Sträucher und Bäume setzt, bietest Du den gefiederten Gartenbewohnern eine reiche Auswahl an Früchten und Samen.
Alles für die Tiere im Naturgarten
Eine Wasserstelle als Lebensraum
Errichte eine Wasserstelle in Deinem Naturgarten. Durstige Gartenbewohner wie Igel, Vögel und Insekten werden es Dir danken.
Wenn Du Teiche und Biotope anlegst, schaffst du wichtige Lebensräume für Amphibien wie Frösche und Kröten. Vögel und kleine Säugetiere in Deinem Garten können den Teich zum Abkühlen oder Trinken nutzen. Denk dran, dass das Ufer langsam abfallen sollte, damit sie nicht ins Wasser fallen.
Darüber hinaus sammelt ein Teich Regenwasser und zieht auch andere Insektenarten wie Libellen an.
Biologischer Pfanzenschutz
Bio liegt voll im Trend! Und das nicht nur im Supermarkt – was liegt näher, als auch im eigenen Garten Bio zu probieren und im Einklang mit der Natur zu garteln? Wir haben Tipps zum Bio-Garteln!
Pflanzen biologisch anbauen
Setze auf torffreie Erden und organische Dünger. So hilfst Du mit, unsere natürlichen Ressourcen zu schonen.
Du kannst die Gesundheit Deiner Pflanzen durch Fruchtfolge und Mischkultur gezielt fördern.
Fruchtfolge heißt, dass Du verschiedene Kulturplanzen in zeitlicher Abfolge am selben Standort pflanzt. Dabei baust Du abwechselnd Pflanzen an, die einen hohen, mittleren oder niedrigen Nährstoffbedarf haben. Das hält auch den Boden gesund.
Mischkultur bedeutet, dass Du bestimmte Pflanzen kombinierst, die sich gegenseitig Vorteile bringen, sich also zum Beispiel gegenseitig Schädlinge vom Leib halten.
Pflanzen biologisch schützen
Chemische Pflanzenschutzmittel? Nein danke!
Verwende lieber biologische Pflanzenschutzmittel. Vorbeugende Maßnahmen wie die Auswahl krankheitsresistenter Gemüse-Sorten und des richtigen Standortes im Garten, gründliche Bodenvorbereitung (verdichtete Böden vermeiden!) und die Anwendung von Bodenhilfsstoffen bzw. Pflanzenstärkungsmitteln senken die Wahrscheinlichkeit, dass Deine Pflanzen von Krankheiten befallen werden.
Mehr dazu erfährst Du hier.
Ohne Nützlinge läuft nichts
Nützlinge wie Schwebfliege und Marienkäfer können Dir viel Pflanzenschutzarbeit in Deinem Naturgarten abnehmen. Wenn Du optimale Bedingungen für sie schaffst, erledigen sie den Rest und halten Schädlinge wie Läuse, Milben und Konsorten in Schach.
Fördere die Ansiedlung von Nützlingen, indem Du für einen naturnahen Garten sorgst, wo immer (insektenfreundliche) Pflanzen blühen. Das heißt keine Pelargonien oder Forsythien, sondern am besten heimische Wildblumen und Sträucher!