Jetzt oder nie: Sascha baut sich einen Strandkorb

Jetzt oder nie: Sascha baut sich einen Strandkorb

Tatkraft statt Trauerarbeit: Ganz wehmütig wird unser Autor am Ende seiner Sommerferien. Sein Rezept gegen Melancholie: ein selbst gebauter Strandkorb. Der verwandelt den eigenen Garten in einen Mini-Beachclub.

Alles hat ein Ende! Das ist eine dieser großen Wahrheiten, die uns immer wieder beschäftigen. Oft auf einer ganz praktischen Ebene. So sitze ich an meinem letzten Urlaubstag im liebgewonnenen Strandkorb, schaue leicht trübselig raus aufs Meer. Und träume davon, ein paar Tage länger bleiben zu können. Wie schön wäre es, wenn sich das Ende meines Urlaubs noch ein wenig aufschieben ließe.

Einen Strandkorb müsste man doch auch selbst bauen können, für den eigenen Garten. Am besten als Wochenend-Projekt.

Sascha Borrée

Leider ist das keine Option. Denn der Alltag wartet wieder, und mit ihm stapelweise Arbeit auf dem heimischen Schreibtisch. Also füge ich mich in mein Schicksal, packe meinen Koffer, fahre am nächsten Tag nach Hause. Als ich den letzten Sand aus meinen Schuhen rieseln lasse, komme ich noch mal ins Grübeln: Vielleicht kann ich dem Schicksal ja ein Schnippchen schlagen? Das Meer werde ich für eine ganze Weile nicht mehr sehen. Aber mal ehrlich: Wie viel Urlaubszeit habe ich tatsächlich im Wasser verbracht? An den meisten Ferientagen habe ich von früh bis spät tiefentspannt im Strandkorb gesessen! Und so einen Strandkorb müsste man doch auch selbst bauen können, für den eigenen Garten ...

Der Länge nach: ein Fall für die Stichsäge

Die Idee lässt meine erste Arbeitswoche wie im Flug vergehen. Ich recherchiere im Internet nach passenden Anleitungen – und werde fündig. Beflügelt lege ich am Wochenende los. Ein traditioneller Strandkorb läuft bei der Herstellung durch fünf Gewerke: von der Tischlerei über die Taucherei (wo das Holz wetterfest imprägniert wird), die Schlosserei (die passende Bleche, Schienen und Beschläge stanzt) und die Flechterei (wo man pro Strandkorb rund 500 Meter Weidenflechten oder Kunststoffband verarbeitet) bis hin zur Polsterei. Das ist dann doch eine Nummer zu groß für mein Wochenend-Projekt. Ich will es einfacher – und entscheide mich für eine Vollholz-Version. Also greife ich als Erstes zur Stichsäge. Etwa 100 Bretter, Streben und Leisten muss ich auf Länge bringen. Aus den längsten, 200 Zentimeter, soll später die Rückwand entstehen. Die kürzesten, 20 Zentimeter, sind als Stützen für die kleinen Klapptischchen im Inneren des Strandkorbs gedacht. Deshalb: messen, markieren, sägen, sortieren. Langsam wächst der Stapel mit den fertig abgelängten Bauteilen.

Messen, markieren, sägen, sortieren. Autor Sascha Borrée schneidet Holzleisten für den Bau seines Strandkorbs zu.

Das sitzt: Paletten für den Lieblingsplatz

Dann geht’s endlich richtig los mit dem Projekt Strandkorb-Bau. Zuerst ist der Sitz dran. Ich mache mir die Sache einfach, zimmere ihn nicht von Grund auf selbst, sondern stapele stattdessen drei Euro-Paletten, verschraube sie fest miteinander. An der Unterseite befestige ich vier große Räder – so bleibt der Strandkorb mobil. An der vorderen Längsseite säge ich Aussparungen für Fußstützen, die ich gleich im Anschluss aus ein paar Brettern und Leisten baue. Zwei Schienen, die ich im Inneren der obersten Palette montiere, sollen für Führung sorgen. Doch als ich die Fußstützen einsetzen will, hakt etwas. Ich ruckele, drücke, versuche es mit sanfter Gewalt. Vergeblich. Was läuft hier falsch? Ich ziehe die Stützen wieder raus, nehme sie noch einmal genau in Augenschein, greife zum Zollstock, messe nach. Und finde den Fehler: Hinten an der Stütze habe ich die falschen Holzleisten angeschraubt. Kann ja mal vorkommen, bei einem Stapel von mehr als 100 Leisten, Streben und Brettern. Ich zücke den Akkuschrauber und behebe schnell das Problem. Die Fußstützen: passen jetzt perfekt. Mein guter Vorsatz für den weiteren Verlauf des Projekts: genauer hinschauen! Mit ein paar Handgriffen und dicken Scharnieren schraube ich eine vierte Palette auf der Konstruktion fest – senkrecht, als Rückenlehne. Der Sitz wäre also schon mal fertig.

Autor Sascha Borrée hat drei Euro Paletten aufeinandergestapelt und verschraubt sie miteinander. Sie ergeben später die Sitzfläche. An die Unterseite der Paletten schrubt er vier große Räder.

Brettspiel: immer an der Wand lang

Zugegeben, noch steht der Sitz etwas einsam und schutzlos in der Landschaft herum. Dabei ist es ja gerade der Sicht- und Sonnenschutz, der einen guten Strandkorb auszeichnet. Also, ran an die Wände. Als Erstes baue ich die Rückwand – mit zwölf Brettern, je zehn Zentimeter breit und 175 Zentimeter lang, die oben und unten an je einer Längsstrebe verleimt und verschraubt werden. Die beiden Seitenwände entstehen nach demselben Prinzip, nur dass ich hier die obere Längsstrebe leicht schräg befestige. Alles, was übersteht, wird abgesägt: Der Strandkorb soll später ein Schrägdach erhalten. Zum Schluss säge ich noch je eine rautenförmige Fensteraussparung in die Seitenteile. Jetzt geht’s gut voran!

Autor Sascha Borrée sägt überstehende Holzleisten ab, die er für den Bau seines Strandkorbs verwendet. In die Seitenteile sägt er eine rautenförmige Fensteraussparung.

Die Montage: vom Brett zur Bude

Nun muss ich die einzelnen Teile nur noch zusammensetzen. Ich schraube je vier Leisten als Rahmen an den Seitenfenstern fest. Dann hieve ich die erste Seitenwand hoch, stelle sie auf Unterleghölzern neben den Sitz, zücke den Akkuschrauber und die Schrauben. Die zweite Seitenwand wird auf die gleiche Weise befestigt; die Rückwand schraube ich direkt an den Seitenwänden fest. Danach ist das Dach dran. Anders als die Wände wird es nicht vormontiert. Ich steige auf meine Leiter, schraube ein Brett nach dem anderen von oben auf den Seitenwänden fest. Schließlich klettere ich wieder von der Leiter runter, schaue mir das Ganze mit etwas Abstand – und nicht ganz ohne Stolz – an: sieht doch schon sehr nach Strandkorb aus!

Autor Sascha Borrée stellt die Seitenwand seines selbst gebauten Strandkorbs auf die Unterleghölzer neben den Sitz und schraubt ein Brett nach dem anderen von oben auf den Seitenwänden seines selbst gebauten Strandkorbs fest.

Aufgehübscht: Fenster, Tische, Farbe

Nur in punkto Ästhetik ist noch reichlich Luft nach oben. Mit ein paar Handgriffen hübsche ich den Strandkorb auf. Drinnen befestige ich je einen kleinen Klapptisch an den Seitenwänden, draußen je zwei Holzblöcke mit einem dicken Schiffstau dazwischen – als Tragegurt. Letzterer sieht zwar schön maritim aus, einen praktischen Nutzen, ich geb’s ja zu, hat er aber kaum: Um getragen zu werden, ist der Strandkorb wohl doch deutlich zu schwer. Am Ende bekommt er noch ein bisschen Farbe. Außen, wo er stärker Wind und Wetter ausgesetzt ist, streiche ich ihn weiß und grau. Innen gefällt mir die natürliche Holzoptik am besten. Dann ist es endlich soweit.

Sascha Borrée streicht das Holz seines selbst gebauten Strandkorbs und überprüft, ob der Klapptisch seines selbst gebauten Strandkorbs richtig funktioniert.

Ich räume mein Werkzeug weg, hole mir ein kühles Bier, setze mich in den frisch gestrichenen Strandkorb. Strecke die Beine aus, atme tief durch. Und träume von meinem nächsten Projekt.

Autor Sascha Borrée sitzt in seinem selbst gebauten Strandkorb und schaut in die Ferne.

Text: Sascha Boreé | Fotos: Lucas Wahl

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