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Ratgeber

Lehren eines leeren LKW

Lehren eines leeren LKW

Immer mehr Ware wird online bestellt, demzufolge wird immer mehr Ware verschickt. Um die hohe Nachfrage zu bewältigen und dabei möglichst wenig Energie zu verschwenden, muss die Logistik dahinter zeit- und kosteneffizient sein. Das hat Konsequenzen für Mitarbeiter und Kunden. Für die meisten ein unsichtbarer Prozess – aber im Sinne der Nachhaltigkeit ein ganz entscheidender. Eine Fahrt ins HORNBACH-Logistikzentrum Vilshofen.

RESSOURCENSCHONEND TRANSPORTIEREN

"Fahrer spricht bayrisch“ steht auf der Fahrertür des weißen LKW. Als Andreas „Andal“ Juska an der Pforte seine Ladung anmeldet, versteht man auch, wieso: „Servas, habe die Ehre“, grüßt er niederbayrisch. Ein echter Kerl: breite Arme, breites Kreuz, breites Grinsen. Er liefert fast täglich ins HORNBACH-Logistikzentrum (LZ) Vilshofen – sein Lastzug ist einer von rund 90, die jeden Tag Ware liefern oder abholen. „Für mich ein super LZ. Die Leute sind freundlich, die Abfertigung geht schnell. Basst.“ Das Angebot für die Fahrer, mit Kaffee, Snacks oder einer schnellen Dusche ihre Wartezeit zu verkürzen, nutzt Andal nicht. Er wohnt im Nachbarort.

Rückwärts an die Laderampe angedockt, bleibt er im Fahrerhaus sitzen, während ein Mitarbeiter des LZ mit faszinierender Präzision den Anhänger entlädt. In weniger als einer Stunde stehen die 40 Paletten im WE, dem Wareneingang.

Jetzt sortieren die Kolleginnen und Kollegen Paket um Paket nach Zielort. Im schlimmsten Fall sind die 30 Kartons auf der Palette für 30 verschiedene Märkte. Davon und von der Grob- und Feinkontrolle – ob Anzahl und Artikel stimmen oder Verpackungen beschädigt sind – bekommt Andreas Juska nichts mit. Er verstaut seine Spanngurte, grüßt noch die Jungs an der Pforte und fährt an der schier endlosen Halle vorbei Richtung Autobahn.

Dann ist Andal nur noch ein erledigter Auftrag auf der heutigen To-do-Liste.

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Andreas Juska ist Stammgast im LZ Vilshofen. Die Wartezeit auf dem Parkplatz überbrückt er mit Filmen oder Büchern.

Das HORNBACH-Logistikzentrum im bayrischen Vilshofen umfasst 30.000 Quadratmeter Hallenfläche. Dass auf so einem Areal nicht nur viel Ware von A nach B transportiert, sondern auch jede Menge Energie ge- und verbraucht wird, leuchtet ein. Wie passt Nachhaltigkeit dann zu einem Logistikzentrum?

Bestens. Denn auch, wenn die alten Hallendächer aus Traglastgründen ohne Solarzellen auskommen müssen, werden das künftig gebaute Dächer können. Dazu kommen Elektro- und Gasstapler, eine ausgefeilte Lüftungstechnik, und neben den bewährten HORNBACH-Wertstofflinern eine spezielle Resteverwertung: Kartonverschnitt und Umverpackungen werden zu Füllmaterial geschreddert, Holzabfälle verbrennen künftig in der Kombiheizung.

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Plastik nutzen wir nur noch als Füllmaterial bei der Verpackung von Gefahrgut oder sensiblen Waren. Und auch das stellen wir demnächst auf geschredderte Kartonreste um.

Karl-Heinz Spandl

Leiter Logistikzentrum Vilshofen

Die sorgt im Winter dafür, dass alle Bereiche – von der Haupthalle über das Regionallager und die Verwaltung bis zum Direktversandzentrum – angenehm temperiert sind. Nur die offene Kalthalle für das Lang- und Sperrgut kommt ohne aus. Hier lagert quasi alles, was nicht auf einer Standardpalette Platz findet. Das spart enorm Energie.

Dazu kommt, dass Warenein- und ausgang an einer Stelle sind und die Stapler dadurch kurze Wege fahren. Weniger Verbrauch und schnellere Abfertigung. Das ist bei der Standardware nicht möglich: Auf einer Seite docken Lieferanten wie Andal zur Entladung an.

Auf der anderen Hallenseite stehen unzählige Paletten im Warenausgang in eingezeichneten Zonen. Jede Zone steht für einen HORNBACH-Markt, der von hier beliefert wird. Dazwischen surren Elektro-Gabelstapler über abgenutzte gelbe Streifen auf dem Boden und setzen das kostbare Handelsgut von links nach rechts. Im Schnitt wechseln so 1.800 Paletten pro Tag ihren internen Standort.

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Bis zu 70 Stapler sind gleichzeitig in Vilshofen unterwegs. Die Fahrwege gleichen einer perfekt eingespielten Choreografie.

Planbar ist: Es ist nicht planbar.

Leiter des LZ Vilshofen ist seit 2016 Karl-Heinz Spandl. Er strahlt genau die Ruhe aus, die man im ganzen Betrieb und bei den 145 Mitarbeitern spürt. Spandl war früher in der hektischen Automotive-Branche und weiß, welchen Herausforderungen seine Leute gegenüberstehen.

„Das Schwierigste für uns ist die Planbarkeit. Meist wissen wir erst am Vortag gegen 13 Uhr, was uns am nächsten Tag erwartet. Dabei gibt es enorme Schwankungen“, sagt er kritisch.

Auf einmal hast du zusätzlich 50 Prozent der Menge im Haus – da braucht es neben einer guten Organisation vor allem ein top Team.

Deshalb wechseln die Mitarbeiter auch ständig ihre Aufgaben, arbeiten im WE, Direktversandzentrum oder Regionallager. „Die Querqualifizierung ist mit ein Schlüssel für unseren Erfolg“, fasst Spandl die Einsatzvielfalt zusammen. „Denn LZ ist nicht gleich LZ. Im Cross Docking steht die Ware maximal zwei Tage bei uns.

Im Regionallager, wo auch ganze Übersee-Container ankommen, liegt sie auch mal eine Saison.“ Letzteres bietet Platz für 22.000 Paletten und ist ein internes Superregal-Labyrinth. Die Fahrerkabinen der sciencefiction-ähnlichen Stapler fahren bis in sechs Meter Regalhöhe mit. Jährliches Abseiltraining inklusive.

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Rund 1.000 Artikel auf fünf Quadratmetern Grundfläche. Der Lagerlift punktet mit seinen neun Metern Höhe.

Hochstapeln erwünscht

Spricht man über Nachhaltigkeit, fallen einem Aspekte wie Energie oder Umwelt ein. Bewegt man sich aber im Logistikzentrum, wird schnell klar – der wirkliche big player ist ein anderer: FTL. Full Truck Load. Das klingt nicht nur nach Heavy Metal, das ist es auch wortwörtlich.

Denn nur, wenn ein Lastzug voll beladen ist, kann er nachhaltig unterwegs sein. Wobei voll beladen nicht heißt, dass der Trailer bis unters Dach vollgestopft sein muss. Wenige, schwere Paletten mit Fliesen oder Steinen nehmen nicht viel Platz weg, lassen beim Gesamtgewicht des LKWs aber fast keinen Raum für andere Ware.

Das Problem dabei: Fast jedes Produkt hat andere Maße, oft lassen sich Artikel nicht stapeln. Dann greifen die Vilshofener zu Faltboxen. Unscheinbare graue Kisten, die einen halben Kubikmeter unterschiedlichster Formen und Artikel in sich aufnehmen können. Deckel drauf – stapelbar. Aufgebaut passen drei Boxen übereinander in einen Trailer.

Leer und gefaltet viermal so viele. Oder Paletten, die mit aufsteckbaren Holzrahmen zu einer praktischen Kiste umfunktioniert werden. Deckel drauf – stapelbar. Sie wissen schon: FTL.

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Die robusten Faltboxen sind in weniger als einer Minute aufgebaut. In drei Jahren musste noch keine ausgetauscht werden.

Das gleiche Prinzip wie ein Getränkekasten. Die Flaschen allein sind rund, unten breit und oben schmal. Sie lassen sich schlecht stapeln. In den Kasten gepackt, passen problemlos etliche übereinander. „Je besser wir den LKW packen können, desto weniger müssen fahren, desto ressourcenschonender und kosteneffizienter das Ganze“, erklärt Karl-Heinz Spandl. „Aus 45 Ladungen, die angeliefert werden, machen wir 27, die rausgehen. Nur durch die richtige Auslastung.“

55 Paletten so anzuordnen, dass der Laderaum bestmöglich genutzt wird, ist wie Tetris mit Stapler. Und eine echte Kunst.

Im Direktversandzentrum, aus dem die Ware ohne Umwege zum Kunden gelangt, steht eine Maschine, die genau das kann: passgenau packen.

Wer zu Hause schon einmal vier neue Batterien in einem Karton der Größe Kühlschrankgeliefert bekam, dem geht hier das Herz auf. Per 3D-Scanner vermisst die Maschine den Artikel millimetergenau und fertigt einen maßgeschneiderten Karton-Anzug dafür an. So gibt es keine überflüssige Luft im Karton, also keine Platzverschwendung. Heißt wiederum mehr Kartons im LKW, weniger LKW unterwegs. Sie wissen schon: FTL.

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Full Truck Load in Perfektion. Jeder Karton ist nur so groß wie er sein muss.

Nachhaltigkeit im Verborgenen

Aber nicht auf jedem Arbeitsschritt steht in großen Lettern NACHHALTIGKEIT. Und dennoch ist sie vorhanden: Parkett- und Laminatmuster sind platzsparend auf wenigen Quadratmetern gebündelt. Ersatzteile sammelt ein Mitarbeiter an einem riesigen Liftregal ein.

Per Knopfdruck fährt die richtige Schublade nach unten, ein Handgriff und der Artikel ist bereit für den Versand in alle neun HORNBACH-Regionen. Das spart nicht nur Platz, sondern vor allem zeitaufwendige Laufwege in Sicherheitsschuhen und daraus resultierende Fußschmerzen.

Tierfutter, dessen Verpackung beschädigt ist, spenden Spandl und sein Team dem örtlichen Tierheim.

Alles bestens in Vilshofen also? Leiter Karl-Heinz Spandl drückt auf die Euphoriebremse:

„Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, gerade in der Lieferanten-Entwicklung. Ein Projektteam kümmert sich aktuell darum, wie wir auch beim Lang- und Sperrgut von den Kartonagen wegkommen und nachhaltigere Mehrweg-Transportmittel nutzen können. Die bieten dann auch gleichzeitig eine bessere Stapelfähigkeit.“ Sie wissen schon.

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